Stolperstein im öffentlichen Raum

Erinnerung an Rosa Luxemburg

»Denkzeichen« zur Erinnerung an Rosa Luxemburg vor dem Leipziger »Felsenkeller«

Für mich gehören ihr Leben und Werk zum unverzichtbaren marxistischen Erbe, das die revolutionären Generationen vor uns für die Kämpfe von heute hinterlassen haben. Damit meine ich zum einen ihre lange unterschätzten Beiträge zur Kolonial- und Imperialismustheorie auf der Basis ihrer Akkumulationstheorie. Noch weniger präsent bzw. über die Jahrzehnte verfälscht und bekämpft – ich erinnere nur an das Stigma vom sogenannten »Luxemburgismus« – sind zum anderen ihre hochaktuellen Überlegungen zum untrennbaren Zusammenhang von Demokratie und Sozialismus, von Freiheit und Gleichheit sowie von Selbstbestimmung und Solidarität. An ihrer singulären Persönlichkeit beeindruckt mich darüber hinaus ihr beispielhafter Mut, stets die Wahrheit auszusprechen. In ihren Werken findet man oft den Gedanken: »Wie Lassalle sagte, ist und bleibt die revolutionärste Tat, immer ›das laut zu sagen, was ist‹.« Der leider zu früh verstorbene Leipziger Philosoph Volker Caysa hat dieses Wahr-Sprechen in das Zentrum von Luxemburgs Lebenshaltung und Philosophie gerückt.

In Leipzig wurde 1898 ihre Dissertation zu anspruchsvollen volkswirtschaftlichen Fragestellungen in einem renommierten Verlag gedruckt – ihr Eintrittsbillet in die Wissenschaft. Sie war 14mal in der Stadt und hielt sieben Reden; für den letzten Auftritt – eine illegale Rede am 6. Juli 1916 vor ca. 100 sozialdemokratischen Kriegsgegnern – kassierte sie sechs Wochen Gefängnis. Im Zentrum ihrer Beziehungen zu Leipzig stand natürlich ihre Mitarbeit an der Leipziger Volkszeitung von 1898 bis 1913. Mit ihren über 150 Beiträgen trug sie zusammen mit der Chefredaktion von Franz Mehring wesentlich dazu bei, dass die LVZ die führende Zeitung des linken Flügels der SPD wurde, die damals eine revolutionäre Partei war.

Anlässlich des 150. Geburtstags Luxemburgs soll am Freitag ein »Denkzeichen« zur Erinnerung an die Kommunistin vor dem »Felsenkeller« eingeweiht werden.

Eine der erwähnten sieben Reden in Leipzig hielt Rosa Luxemburg am 27. Mai 1913 im »Felsenkeller«, einer traditionsreichen Versammlungsstätte der Leipziger Arbeiterbewegung. Die Rednerin sprach über die »weltpolitische Lage« und kritisierte heftig die damalige imperialistische Kriegspolitik und vor allem das internationale Wettrüsten. Im Kampf gegen diese Übel warnte sie zugleich vor jeglichen parlamentarischen Illusionen: »Solange das Kapital herrscht, werden Rüstungen und Krieg nicht aufhören«. Eine friedenspolitische Mahnung, die leider vor 1914 von zu wenigen Menschen gehört wurde und bis heute von ihrer Aktualität nichts verloren hat. Deshalb enthält das Denkzeichen genau diesen Satz. Gleich einem riesigen Stolperstein im öffentlichen Raum wird er ab morgen vor dem »Felsenkeller« im Gehweg zugänglich sein und alle Vorbeigehenden hoffentlich zum Nachdenken anregen.

Das Team des »Felsenkellers« steht zur 130jährigen Geschichte des Hauses und ist besonders stolz auf die Auftritte von Rosa Luxemburg 1911 und 1913. Es will dieses Erbe lebendig halten und zugleich in den Alltag dieser weithin bekannten Kulturstätte auf neuartige Weise integrieren. Mit »Rosas Salon« und der dortigen Bibliothek wird in der Gaststube der direkte Dialog mit ihrem literarischen Werk ermöglicht. Die beweglichen Augen in dem überdimensionalen Rosa-Porträt erleichtern ja vielleicht den Kontakt zu ihr.

In der Geburtsstadt von Karl Liebknecht ist auch Rosa Luxemburg wohlgelitten. Fachlich wird eng mit der Stadt kooperiert, insbesondere mit dem Stadtgeschichtlichen Museum. Die Einweihung des Denkzeichens durch unsere linke Kulturbürgermeisterin Skadi Jennicke bezeugt ebenfalls, dass die Erinnerung an Rosa in Leipzig in guten Händen ist.

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